Michiel Frielink
BIO
I was born in 1979 in Enschede, the Netherlands and graduated there with a Bachelor of Fine Arts in 2011 at the AKI Academy of Art and Design.
Since 2014 I am living and working in Leipzig
ABOUT ME AND MY WORK
Von einer Ernte – die Bilder des Michiel Frielink
Es ist Erntezeit. Eine Ernte überhaupt fährt Michiel Frielink ein, wenn er die Malerei der letzten Jahrhunderte untersucht und in sein Werk aufnimmt, was von romantischen Landschaften, Zuckerguss und Zärtlichkeit verbleibt, wenn der Mensch in den Krieg hineingeboren wird.
Ein Soldat kniet auf dem Acker. Er scheint nachzudenken, sich zu erinnern. Den Kartoffeln wachsen lange Keime, sie strecken sich nach dem Licht, dem Leben. Wie eine Heilige erscheint uns die Frau im roten Kleid. Hat die Erntezeit den Soldaten gefordert, viel zu früh, als Saatfrucht? Die Zeit des bangen Wartens einer Mutter hat sich in das Gesicht der Frau gegraben. Ihre Hand ist leer und scheint doch eine Nachricht gehalten zu haben.
Wo fängt die Identität an und wo hört sie auf, wenn der Frieden ein nie erlebter Ausnahmezustand ist? Michiel Frielink hat den nötigen Abstand zur Zeit der Weltkriege, um unbefangen von ihr erzählen zu können. Die dargestellten Schauplätze – Äcker, zur Bestellung umgepflügte Grünanlagen, Ruinen – bilden ein sauberes, fast steriles und für die Zeit der Zerstörung ungewöhnlich geordnetes Bühnenbild. Auf das Wesentliche Beschränkt wird uns das Grauen tatsächlich gewahr gemacht.
Bei Michiel Frielink beginnt die Metamorphose der Stadt als Bestandsaufnahme des Krieges in den Eimern der Trümmerfrauen. Von einer gestohlenen Jugend berichten uns die bunten Sommerkleider der Trümmerfrauen, die einst den Frieden versüßt haben und nun – notgedrungen – zur skurillen Arbeitskluft werden.
Ein Viehwaggon als Symbol für die industrielle Vernichtung von Menschen ist von einer höheren Macht durch Schnee zum Stillstand gebracht worden. Und doch liegt den drei Personen am Feuer nichts ferner, als zu glauben. Höchstens glauben sie an das Brot und das Fett in der Suppe. Das Bild spaltet sich in die Angst vor erneuter Gefangenschaft und dem Freisein von jeder Angst auf. Was gewesen ist, kann an Grausamkeit nicht mehr übertroffen werden. Dieses Frühstück im Freien erzählt auch von einem Umherirren und Suchen nach einem Begriff, der die Heimat einst kleidete, bevor die Brandstifter aus den Massen kamen. Michiel Frielinks Bilder sind auch Mahnungen, denn Kriege sind kein Schicksal, dass uns nicht jederzeit wieder ereilen kann, wenn wir nicht aufpassen.
Nils Müller
"Betritt man das Atelier von Michiel Frielink, dann gerät der Betrachter unweigerlich in ein großes Durcheinander. Farbtuben, Eimer, Bücher, ein Amboss, Werkzeug, Pinsel, Wein, Damenkleider, Helme, Leinwände, ein Kinderstuhl. Man rümpft die Nase. Es riecht. Wonach? Schwefel? Und tatsächlich zwischen getürmtem Unrat liegen zerbrochene Eier, so als wären sie gerade aus dem Nest gefallen. Darin gärt schwefelgelber Dotter. Der Maler mischt sich die Farben selber. Eitempera heißt das Zauberwort. Ein Alchimist.
Der muffige Geruch von Knochenleim, der auf einer Kochplatte auf dem Boden des Ateliers siedet, mischt sich in die Schwefelgase. Ein Labor in dem gemalt wird. Zwischen all dem Chaos auf einmal Ordnung, Klarheit, Komposition. Frielinks Malereien. Stillleben, virtuos gemalt. Anachronistisch aus der Zeit gefallen. Der Betrachter atmet auf und ist versucht eine Schublade zu öffnen für den Schöpfer. Wann will ihn kategorieren. Ein altmodischer Salonmaler also? Vor Einem steht er und malt. Gepflegt gekleidet in Hemd mit gestärktem Kragen und sauberen, gebügelten Hosen. Großgewachsen, Rauschebart. Er passt ins Bild. Ein Maler des neunzehnten Jahrhunderts in unsere Zeit verbannt. Es fehlt bloß noch der Zylinder.
Das süße Gift der Nostalgie flutet durch unsere Adern. Entspannt lässt man den Blick schweifen und entdeckt andere Bilder. Unangenehm, so gar nicht gefällig, schmerzhaft. Man
versteht, dass man es hier nicht mit einem Peintre décorateur zu tun hat, sondern mit einem kritischen Beobachter unserer Zeit. Trümmerfrauen tragen schwitzend Backsteine durch eine unwirkliche Postapokalypse. Ruinen und Zerstörung auf vielen Bildern. Darin desillusionierte Menschen. Frauen, Männer, einsame Kinder. Nachkriegszeit. Man kommt ins Gespräch mit dem Maler und lernt jemanden kennen, dem die politische Situation Unbehagen bereitet. Immer wieder fällt der Vergleich mit den letzten Jahren der Weimarer Republik.
Eine Zeit, die nur noch politische Extreme hervorbrachte. An der Wand ein Selbstportrait als alter russischer Fürst mit stechendem Blick. Im Hintergrund droht eine Kalaschnikov. Krieg und Frieden. Chaos und Ruhe. Es ist die Reibung, die das Atelier ausstrahlt. Die Reibung, die sich in die Malereien übersetzt. Es ist kein
Nostalgiker, der hier schafft. Es ist ein Zeitgenosse."
Jan Pötter
TESTIMONIALS
Eine spannende Neuentdeckung ist da sicherlich Michiel Frielink